Dezember 2022
Nähe herstellen, trotz räumlicher Distanz: Mein Beitrag im Dialog-Magazin
Mit „Dialog“, dem Magazin der Hochschule für Öffentliche Verwaltung und Finanzen Ludwigsburg, habe ich meine Erfahrungen zum digitalen Teamtraining geteilt. Der Hintergrund: Ich bin Lehrbeauftragte an der Hochschule und habe so immer wieder die Gelegenheit, den Fachkräften von morgen neue Impulse zu geben und für die eine oder andere Inspiration zu sorgen.
Die Studierenden des Bachelor-Studiengangs Public Management haben im zweiten Semester eine Projektarbeit im Team zu lösen. Ich hatte die spannende Aufgabe, mit einem Teamtraining die Basis für die Zusammenarbeit zu schaffen. Wer an Gruppenarbeiten zu Schul- und Studienzeiten zurückdenkt, erinnert sich wahrscheinlich, dass solche Gemeinschaftsarbeiten längst nicht immer gemeinschaftlich bearbeitet wurden, sondern die Last oft auf den Schultern Einzelner ruhte. Das geht auch anders – indem noch vor Beginn des eigentlichen Projekts ein Team mental und mit Spaß zusammenwachsen kann.
Teamtraining mal digital
Im vergangenen Wintersemester wollte ich einen neuen Weg einschlagen und das Teamtraining rein digital stattfinden lassen. Um es gleich vorweg zu sagen: Persönliche Treffen sind nie vollständig zu substituieren. Mit dem richtigen Handwerkszeug aber kann man einzelne Studierende trotzdem optimal auf ihre gemeinsame Aufgabe vorbereiten.
Teamaufbau – mit Spiel und Interaktion
Die wichtigsten Elemente für den Teamaufbau sind Interaktion und Kommunikation. Ich habe mich für einen spielerischen Ansatz entschieden, um Gemeinschaftssinn und Teamgeist zu stärken. Zum Einsatz kamen unterschiedliche Lernprojekt, die für Abwechslung gesorgt haben.
Das Wichtige bei diesem Ansatz: Das Team wächst automatisch durch den Erkenntnisgewinn zusammen. Anders als bei bekannten Kennenlernübungen, wo die Einzelperson vor den anderen allein für sich steht, geht es hier um Teamdynamik. Schnell merkten die Studierenden, dass sie die Lernprojekte besser und schneller bewältigten, wenn sie an einem Strang zogen, statt das sprichwörtliche eigene Süppchen zu kochen.
Teamtheorie: Wissensgrundlagen schaffen
Dieser spielerische Ansatz machte aber längst nicht die ganze Arbeit aus. Ich hatte den Anspruch, die Studierenden auch an die theoretische Seite der Teamentwicklung heranzuführen. Eine spannende Leitfrage war dabei die nach dem Unterschied zwischen einer Gruppe und einem Team. Das Phasenmodell nach Tuckman haben wir ebenfalls unter die Lupe genommen und uns an die wegweisenden Begriffe Norming, Storming, Forming und Performing herangetastet. Wie sich also Orientierungs-, Konflikt-, Organisations- und Integrationsphase möglichst schnell durchlaufen lassen, um rasch zur produktiven Zusammenarbeit zu finden, war unser theoretisches Thema.
Team – ein Zusammenspiel von Individuen
Wichtig bleibt beim Teamtraining stets, dass ein Team aus Individuen besteht. Es gilt also, persönliche Stärken und Schwächen herauszukristallisieren. Hierzu war die Übung namens „Teampuzzle“ unser Werkzeug, mit dem die Studierenden ihre eigenen Stärken und Schwächen reflektieren konnten. Ein wichtiger Erkenntnisgewinn daraus: Wer gern welche Aufgabe in der Projektarbeit übernehmen möchte. Auf dieser Grundlage konnten wir dann gemeinsam die Wünsche und Prioritäten der Teammitglieder besprechen und Umgangsregeln für die Projektzeit erarbeiten. Greifbare Ergebnisse des Teamtrainings liegen somit auf der Hand.
Teamtraining digital: mein Fazit
Wie eingangs erwähnt, bleibt persönlicher Kontakt letztlich unersetzlich. Digital ist die Lage aber dennoch aussichtsreich, denn mit geeigneten Tools wie White-Board-Lösungen und Break-out-Räumen lassen sich Interaktion und zwischenmenschliche Nähe herstellen. Was für eine Teilnehmerin zusätzlichen Charme hatte: Dass sie statt in einem Seminarraum in gemütlicher Atmosphäre lernen konnte, und dass der Kaffee immer griffbereit war. Für mich definitiv ein Experiment, dessen Wiederholung sich lohnt!
Hier kommen Sie zur Gesamtausgabe des Dialog-Magazins:
221200_Dialog_47_HVF.pdf (hs-ludwigsburg.de)