Dr. Viktoria Leonhard im Interview mit herCAREER über hybrides Arbeiten.

Mai 2022

Mein Interview mit herCAREER: „Hybrid führen, aber wie?“

Über dieses zukunftsweisende Thema habe ich mit herCAREER gesprochen. Dass hybrides Arbeiten und insbesondere hybride Teams mehr sind als eine Begleiterscheinung von Corona, hat sich längst abgezeichnet. Die Vorteile liegen schließlich auf der Hand.

Privat- und Berufsleben lassen sich oftmals besser in Einklang bringen, schon weil die Pendelzeiten wegfallen. Das Fraunhofer-Institut hat außerdem herausgefunden, dass sich die Innovationskraft erhöht, um nur ein weiteres Plus zu nennen.

Die Distanz zu Kolleg:innen und Führungskräften kann aber auch belasten. Und speziell für Chef:innen gibt es bei hybriden Modellen ganz eigene Herausforderungen. Meine wichtigsten Ratschläge an Teamleiter:innen sind daher:

  • Hybrides Arbeiten braucht klare Leitlinien. Nicht als Einengung, sondern zur Orientierung. Damit die vom gesamten Team getragen werden, empfiehlt es sich, sie gemeinschaftlich zu erarbeiten, zum Beispiel in einem Teamcharta-Workshop. Regelmäßige Retrospektiven stellen sicher, dass diese Leitlinien nach wie vor funktionieren – oder wie sie ggfls. nachzujustieren sind.
  • Bilaterale Beziehungen gewinnen umso mehr an Bedeutung, wenn das zufällige Treffen an der Kaffeemaschine oder das Gespräch im Flur nicht mehr oder nur noch selten zum Alltag gehört. Chef:innen sollten gerade dann Zeit in One-to-one-Gespräche investieren, um die Bindung ihrer Mitarbeitenden an das Team und die gemeinsamen Ziele zu stärken.
  • Die Beziehungspflege im Gesamtteam ist der nächste logische Schritt. Sehr gute Erfahrungen habe ich mit einem digitalen Teambarometer gemacht, das die Stimmung aller Mitglieder einfängt und online abbildet. Je nach Stand des Barometers kann gemeinsam entschieden werden, welche – auch digitalen – Maßnahmen die Stimmung heben können.
  • Es lohnt sich, dem sprichwörtlichen Kollegen Zufall Raum zu geben. Will heißen: Auch digital sind zufällige, informelle Begegnungen unter Mitarbeitenden sowie mit Führungskräften möglich, wenn man sie technisch möglich macht. Um der Morgenstund Gold in den Mund zu legen, kann man bspw. ein Mixed-Daily initiieren und Mitarbeitende unterschiedlicher Bereiche für zehn Minuten in einer Videokonferenz zusammenschalten. Eine weitere tolle Idee ist zum Beispiel das Lunch-Glücksrad, das automatisch Vorschläge generiert, wer mit wem zu Mittag essen und dabei neben gutem Appetit seine individuelle Expertise einbringen könnte. Ähnlich funktioniert es auch für die Kaffeepause am Nachmittag. Zusätzlich zu Keksen und Milchschaum könnte der Kaffee mit einer Leitfrage garniert sein: „Darf ich von meinen Fehlern lernen?“ etwa kann dem Kaffeetrinken die richtige Würze geben. Lagerfeuer-Meetings mal ohne Agenda können den Stein ebenfalls ins Rollen bringen.
  • Das Wichtigste bleibt letztlich das Vertrauen in das Team und dessen Vertrauen in die Teamleitung. Vertrauensbildende Maßnahmen sind per se immer wichtig, aber in hybriden Arbeitssituationen ganz besonders. Ein offener und konstruktiver Umgang mit Fehlern ist ein Baustein, um Vertrauen aufzubauen und zu stärken. Jedes Teammitglied sollte mit seinen Stärken und Kompetenzen Anerkennung finden und geschätzt werden.

Hier kommen Sie zum Artikel:

https://www.her-career.com/hybrid-fuehren-aber-wie/