September 2023

Karriere fördern mit Mentoring: Vertrauen und Offenheit sind der rote Faden

Es wir oftmals beklagt, dass Frauen in der Berufswelt nicht dieselben Türen und Netzwerke offenstehen wie Männern. Dieser Kritikpunkt ist, bei Licht betrachtet, nicht ganz grundlos: Klassische karrierefördernde Netzwerke wie etwa studentische Verbindungen mit einflussreichen Alten Herren gibt es für Frauen in Deutschland schlichtweg nicht.

Vor diesem Hintergrund, aber auch ganz grundsätzlich, halte ich eigenes Engagement für umso wichtiger! Wer sich Karrierenetzwerke wünscht, sollte sich immer fragen, wie man selbst Netzwerke knüpfen und Erfahrungen teilen kann. Deshalb habe ich mich 2022/2023 zum dritten Mal als Mentorin an meiner ehemaligen Universität, der TU München, eingesetzt. Bekanntlich schaden Netzwerke ja nur denjenigen, die keine haben. Höchste Zeit also, selbst aktiv zu werden!

Was dahinter steckt: TUM Mentoring

Der Hintergrund ist rasch erklärt: TUM-Alumnae und -Alumni unterstützen Studierende und TUM-Absolvent:innen mit ihrer Studien- und Berufserfahrung und geben Tipps für die Karriere. In dieser Mentoring-Runde hatten Jule Schneider, derzeit Projektmanagerin für Nachhaltigkeit in einem Münchener Start-up, und ich als Mentee und Mentorin zusammengefunden.

Mit unserer Universität hatten wir schon die erste Gemeinsamkeit. Beim Mentoring ist neben einer fachlichen Basis aber auch wichtig, dass Mentee und Mentor:in nicht in einem Abhängigkeitsverhältnis zueinander stehen. Sie sollten also bspw. nicht Chef:in und Mitarbeiter:in sein, denn in einem solchen Falle fiele es womöglich schwer, jedes Thema unbefangen anzusprechen.

Vertrauen führt

Eines hat unserer Mentoring-Beziehung nämlich die nötige Tiefe und Wirkungskraft gegeben: Vertrauen. Nachdem wir uns besser kennengelernt hatten, konnten wir über Berufliches wie Privates offen sprechen. Gerade im Berufsleben gibt es ja oftmals Sorgen, Ängste und gar Tabuthemen, wie etwa Gehälter. Damit sich Mentoring lohnt und nachhaltig wirkt, sollte aber über genau solche vermeintlich heiklen Themen gesprochen werden können. Und dafür muss die Vertrauensbasis auf beiden Seiten stimmen.

Während unseres Mentorings hatte Jule über einen Jobwechsel nachgedacht und ihre Gedanken dazu mit mir geteilt. Dabei konnte ich ihr einige Tipps mitgeben, die mich meine Berufserfahrung gelehrt hatte, bspw. über Faktoren wie Arbeitszeiten, Unternehmenskultur oder Weiterbildungsmöglichkeiten.

Vertrauen hängt aber auch mit Vertraulichkeit zusammen: Für beide Beteiligten muss klar sein, dass eine Vertrauensbasis im Mentoring auch Vertraulichkeit braucht, damit man sich einer zunächst noch fremden Person tatsächlich öffnen kann. Das hatte zwischen Jule und mir reibungslos funktioniert.

Lehren und lernen: Als Mentor:in kann man beides

Wie Jule verraten hat, haben ihr meine Ratschläge für Vorstellungsgespräche besonders weitergeholfen, denn schließlich wurden die auch akut gebraucht. Dank meiner langjährigen Erfahrung in großen Konzernen konnte ich ihr manches mitgeben, was die Dynamiken in solchen Unternehmensstrukturen angeht.

Ich selbst habe aber auch viel Neues erfahren! Wer glaubt, die Mentorin oder der Mentor würde lediglich die eigene kostbare Zeit für die gute Sache opfern und bloß eigenes Wissen weitergeben, irrt. Gelingendes Mentoring ist ein Austausch im positivsten Sinne, denn schließlich geht es darum, wechselseitig zu nützen und zu inspirieren.

Vom Mentoring mit Jule konnte ich ebenfalls profitieren, denn dank ihr habe ich hochspannende Einblicke in die Start-up-Welt und die dortigen Kommunikationsformen bekommen. Außerdem konnte ich von ihr lernen, was Berufsanfänger:innen bewegt, worauf sie bei einem Arbeitgeber Wert legen. So konnte ich Neues über den Arbeitsmarkt aus der Arbeitnehmerperspektive erfahren.

Selbst zum Vorbild werden

Mein Fazit nach dieser für mich dritten Mentoring-Runde: Ich würde es jederzeit wieder tun! Jule und ich haben fachlich wie persönlich perfekt harmoniert, was natürlich der Idealfall ist. Ihr war es wichtig, ein weibliches Rollenvorbild außerhalb ihres beruflichen Umfelds zu finden, mit dem vertrauensvoller Austausch möglich ist. Ich habe ebenfalls völlig neue Eindrücke gewonnen und habe den direkten Austausch mit einer jungen Fachkraft aus der Start-up-Welt sehr genossen.

Wer sich selbst jemanden gewünscht hätte, der einen ein Stück des Berufsweges begleitet, dem kann ich nur raten: Werdet selbst zum Vorbild und zur:m Mentor:in! Es ist gar nicht hoch genug einzuschätzen, was Mentoring bewirken kann – für beide Seiten.

Hier finden Sie noch mehr Informationen zum Mentoring-Programm der TU München: Mentoring – TUM Community