Januar 2024
Führungsrolle, Familie, Freiheit: harmonischer Dreiklang statt schiefer Töne
Wie Elternsein und Führungsposition funktionieren
Wenngleich die Welt heute eigentlich schon weiter sein dürfte: Man kommt im Berufsleben nicht um die Frage herum, ob und wie sich eine anspruchsvolle Führungsposition und Elternschaft miteinander vereinbaren lassen. Und diese Frage ist grundsätzlich auch nicht verkehrt, denn sie hilft, über die eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu reflektieren – wie will ich mein Leben gestalten? Wie soll mein Berufsweg aussehen? Glücklicherweise ist es heute nicht mehr zwangsläufig eine Entweder-oder-Entscheidung, wenn es um Kinder und Karriere geht. Aber ist deshalb immer alles einfach? Ganz sicher nicht.
Familiensache – wie es funktionieren kann
Mein Mann und ich arbeiten beide in Führungspositionen, die anspruchsvoll sind und uns mental wie psychisch fordern. Unsere Karrieren haben auch unseren Lebensweg geprägt, und das ganz buchstäblich: In den vergangenen zehn Jahren sind wir aus beruflichen Gründen dreimal umgezogen.
Unsere Jobs und unsere Umzüge haben uns aber nicht davon abgehalten, zwei wunderbare Jungen zu bekommen. Aus praktischer Erfahrung weiß ich daher, dass Kinder und Karriere kombinierbar sind – und zwar auch dann, wenn beide Partner:innen leitende Positionen innehaben. Damit es privat wie beruflich funktioniert, sollten aber einige Grundvoraussetzungen erfüllt sein.
Drum prüfe, wer sich ewig bindet …
Dieser vielzitierte Spruch ist vielleicht nicht neu, aber trotzdem ziemlich richtig. Schon bei der Partnerwahl sollten beide Personen ähnliche Vorstellungen davon haben, wie das gemeinsame Leben mittel- und langfristig aussehen könnte. Und dabei ganz konkrete Fragen klären, wie etwa, in welcher Stadt der künftige Lebensmittelpunkt liegen soll und wer wie lange in Elternzeit gehen kann und möchte. Kita oder lieber Tagesmutter? Sind am neuen Wohnort Onkel, Tanten oder Großeltern greifbar, die bei der Kinderbetreuung einspringen können? Die Aufteilung der familiären Verpflichtungen sollte kein Tabuthema sein, sondern wirklich offen diskutiert werden.
Es gehören zwei dazu: Verantwortung aufteilen
Kinderbetreuung impliziert mehr als nur Windelnwechseln und Stillen respektive Füttern und gelegentliche Spielplatzgänge. Neben den logistischen Aufgaben wie dem Weg zu Kita oder Schule wollen auch Details wie Kinderarztbesuche, Geburtstagsgeschenke, Spielverabredungen und Kleiderkäufe organisiert sein. Von Korrespondenz mit Kindergarten und Schule einschließlich Anmeldung und Gebührenüberweisung für den Sportverein ganz zu schweigen. In einer gleichberechtigten Partnerschaft dürfen auch diese vermeintlichen Nebensächlichkeiten gerecht und vor allem klar aufgeteilt werden, damit nicht alle Verpflichtungen an einer Person hängen bleiben.
Zuverlässigkeit zählt
Dass die festgelegten Zuständigkeiten auch wirklich eingehalten werden, sollte selbstverständlich sein. Das funktioniert bei meinem Mann und mir in der Praxis sehr gut, und wir wissen beide, dass unsere Kinder auch dann bestens versorgt und betreut sind, wenn gerade nur ein Elternteil für sie da ist. Das ist für die Kinder ein Gewinn und eine Entlastung für den Elternteil, der gerade anderweitig beschäftigt ist.
Plan B wie Backup-Lösung
Auch die sorgfältigsten Pläne werden gelegentlich durchkreuzt, wenn bspw. ein Familienmitglied krank im Bett liegt oder der Kindergarten überraschend Schließtage ankündigt. Dann müssen rasche und dennoch faire Entscheidungen darüber her, wer wann zu Hause einspringen kann, oder ob externe Unterstützung wie ein Babysitter gebraucht wird. Auch für solche Fälle können Eltern die Weichen frühzeitig stellen, z. B. beim Arbeitgeber die grundsätzliche Homeoffice-Politik erfragen und sich nach netten, kompetenten Babysittern umsehen.
Paarzeit, nicht nur Elternzeit
Über allen häuslichen und familiären Verpflichtungen kann eines ins Hintertreffen geraten: Die Erinnerung daran, dass man nicht nur ein Elternteam, sondern auch ein Paar ist. Zeit zu zweit darf daher gern eingeplant werden. Gerade bei vollen Terminkalendern und anspruchsvollen Jobs kann es hilfreich sein, sich mit der oder dem Partner:in zum Essen oder anderen gemeinsamen Unternehmungen zu verabreden, und zwar mit Kalendereintrag. Das klingt vielleicht ein wenig unromantisch, sorgt aber dafür, dass diese Verabredungen auch eingehalten werden.
Es lohnt sich außerdem, zu zweit auch darüber zu reflektieren, ob die aktuelle Aufteilung der Aufgaben für alle Beteiligten funktioniert. Läuft der Alltag aus der Sicht aller rund, oder gibt es Optimierungsbedarf? Dann können Zuständigkeiten bspw. auch getauscht werden.
Kein Kinderspiel, aber alles wert
Mit der richtigen Organisation und echter Teamarbeit als Eltern kann das Doppelpack Karriere/Kind(er) also durchaus klappen. Mit den sich wandelnden Lebensphasen der Kinder ändern sich natürlich auch die Aufgaben für uns Eltern und der Betreuungsaufwand.
Aber apropos Aufwand: Es wäre völlig verkehrt, Elternschaft nur als Organisieren, Planen und unbezahlte Arbeit zu begreifen. Mein Rat an alle Mütter und Väter: Vor lauter Alltagsoptimierung nicht vergessen, die besondere Zeit mit den Kindern zu genießen! Mein Leben wäre ohne meine Söhne nicht halb so bunt und abwechslungsreich. Wer also einen Kinder- und einen Karrierewunsch hat – beides geht, und beides lohnt sich.