Mai 2023

Führung ist Verantwortung für Menschen: Mein Beitrag als Gastdozentin für strategisches Management

Berufliche Erfahrungen zu teilen, halte ich für sehr wichtig. Im Idealfall liefert man damit nämlich Impulse und Inspiration für Karrieren und Lebenswege. Besonders freut es mich, wenn ich dabei nicht nur eine Person, sondern gleich einen ganzen Hörsaal erreiche, weshalb ich immer wieder gern als Gastdozentin an verschiedenen Hochschulen und Universitäten lehre. Diesen Spätsommer hatte ich einen digitalen Einsatz in der Goldstadt: Die Hochschule Pforzheim hatte mich um einen Beitrag für die Vorlesungsreihe „Strategisches Management“ von Professor Kai Alexander Saldsieder gebeten.

Führungsalltag in der Praxis

Meine Aufgabe als Gastdozentin war es, den Studierenden die unterschiedlichen Aspekte von Leadership näherzubringen und einige Tipps aus meiner Leitungserfahrung zu geben. Eines vorweg: Führung bedeutet mehr als Chefsessel und Privilegien, Führung ist Verantwortung, und zwar für Menschen. Menschen zu führen und mit ihnen zu arbeiten, heißt, sie fachlich wie persönlich wertzuschätzen und ernst zu nehmen. Das ist die Grundlage meines Führungsverständnisses.

Alles neu bei der ersten Führungsaufgabe: Das gilt für beide Seiten

Was sich frisch gebackene Führungskräfte stets vor Augen führen sollten: Sie kennen ihre Mitarbeitenden meist noch nicht, und umgekehrt gilt das genauso! Ein aufgeschlossener, neugieriger Umgang mit dem Team ist darum das A und O. Es lohnt sich immer, genau zu beobachten, aufmerksam zuzuhören und Vertrauen zu investieren, um sich ein Bild von den Menschen zu machen.

Gleichzeitig hilft es aber auch, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen Kompass zu geben, damit sie die/den neue:n Chef:in besser einschätzen können. Schließlich ist man für sie ja auch die oder der Neue! Darum sollte klar kommuniziert werden, was einem besonders wichtig ist und was gar nicht geht.

Wertschätzung schafft Wertvolles: Worauf es beim Führen ankommt

Führung bedeutet auch Zusammenarbeit. Wesentlich ist es daher, die fachliche Expertise der Mitarbeitenden anzuerkennen und Aufgaben an sie zu delegieren. Als Führungskraft hat man die Aufgabe, eine Vision zu entwickeln. Mit der notwendigen Struktur, Orientierung und Strategie sorgt man dafür, dass das Team diese gemeinschaftlich umsetzen kann. Richtungsvorgabe statt Micromanagement ist hierfür ein guter Leitsatz.

Dafür empfehle ich transparente Entscheidungen und regelmäßiges Feedback, das sachlich eindeutig und wertschätzend geäußert wird. So gelingt es, Werte zu verankern und eine positive Gesprächskultur zu etablieren. Apropos positiv: Wichtig ist es meiner Erfahrung nach außerdem, Zuversicht auszustrahlen und sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen, auch wenn es mal stürmisch zugeht.

Teamplayer statt Solist:in: Was eine gute Führungskraft anders macht

Führung ist kein Einzelkampf: Gerade ein:e Chef:in steht nicht einsam auf dem Gipfel des Olymps und regiert von oben herab. Vielmehr strukturiert und organisiert sie oder er die Dynamiken, Kompetenzen und Ressourcen des eigenen Teams. Somit ist die Führungskraft eher Mittelpunkt eines Kreises als Spitze einer Pyramide.

Dieser Gedanke des Miteinanders sollte sich auch abseits von Fach- und Führungsaufgaben niederschlagen. Meine Erfahrung als Chefin hat mich gelehrt, dass Interesse an den Mitarbeitenden als Menschen essenziell ist. Diese drei Tipps habe ich immer beherzigt und empfehle sie auch jeder anderen Person mit Mitarbeiterverantwortung:

  • Geburtstag, Jubiläum, Hochzeit: Ein Teammitglied hat Geburtstag, heiratet oder bekommt ein Baby? So etwas müssen Chef:innen auf dem Schirm haben und beglückwünschen. Ehrlich, freundlich und authentisch, versteht sich.
  • Wertschätzung kultivieren: Eine freundliche Dankesnachricht oder ein Lobkärtchen erzeugt eine positive Grundstimmung und sorgt dafür, dass gute Leistungen honoriert statt als selbstverständlich verstanden zu werden.
  • Quality Time: Wer Menschen positiv führen will, sollte etwas von seiner Zeit investieren. Das geht auch abseits des Büros, zum Beispiel bei gemeinsamen Ausflügen, Workshops und Aktivitäten an der frischen Luft. Oberste Regel: Spaß dabei haben, dann wird der Teamgeist ganz automatisch gestärkt!

Meine Werte als Führungskraft und meine Tipps habe ich mit den Studierenden geteilt und stand nach meinem Input noch für Fragen und Antworten bereit. Ich hoffe, dass ich die Chef:innen von morgen inspiriert habe, damit die Mitarbeitenden von morgen stets gern zur Arbeit kommen. Wer Führungsaufgaben übernehmen will, sollte diese Verantwortung mit Freude übernehmen und Freude weitergeben.

Die Hochschule Pforzheim hat ebenfalls über meinen Gastvortrag berichtet: Hochschule Pforzheim – Zuhören, Verstehen, Führen – Leadership als Kernelement der Strategieumsetzung (hs-pforzheim.de)